„Ich denke, also bin ich.“

Mit diesem Grundsatz hat der Philosoph René Descartes im 17. Jahrhundert die „Erkenntnisfähigkeit“ des Menschen begründet.
In unserer heutigen modernen und sehr rationalen Welt haben wir diese „Weisheit“ soweit verinnerlicht, dass wir oftmals glauben, dass wir und unsere Gedanken eins sind. Gedankenkreisen
Wenn ich denke „ich habe auf Arbeit eine Kleinigkeit bei einer Aufgabe nicht so ordentlich erledigt, wie ich es wollte oder sollte“, dann kann mir passieren, dass ich diesen Gedanken bewerte. Wahrscheinlch glaube ich meinen Gedanken und folgere daraus weitere. Vielleicht entsteht hieraus „Ich habe einen Fehler gemacht.“ und daraus „Ich bin nicht gut genug.“ und so führt ein Gedanke zum Nächsten.
So rutsche ich vielleicht erst unbemerkt in ein Gedankenkreisen. Allerdings machen diese Gedanken meist etwas mit mir. Es entstehen Gefühle. Im Beispiel der oben beschriebenen Gedanken wohl eher schlechte Gefühle.

Schwarz, weiß, gut, schlecht.

Aber Moment: Gibt es überhaupt sowas wie gute und schlechte Gefühle?
Ich spreche gerne von angenehmen und weniger angenehmen Gefühlen. Denn alles was wir als schlecht bewerten, möchten wir gerne aus unserem Leben heraushalten und alles was wir für gut bewerten, davon möchten wir mehr in unserem Leben haben.
Ich gehe aber fest davon aus, dass auch die unangenehmen oder weniger angenehmen Gefühle einen tieferen Sinn haben und es kontraproduktiv ist, diese vermeiden oder aktiv unterdrücken zu wollen.  Allerdings halte ich es auf der anderen Seite auch nicht für zielführend, in ihnen zu baden und sie regelrecht zu zelebrieren.

Vom Gedanken zum Gefühl und Die Entstehung von Gedankenkreisen.

Wie kommt es aber eigentlich dazu, dass wir uns aufgrund von Gedanken gut oder nicht so gut fühlen können?
Wir nehmen zuerst etwas wahr. In unserem Beispiel einen Gedanken. Wir gleichen diesen Gedanken ab und überprüfen ihn. Vielleicht glauben wir ihn und spüren ein entsprechendes Gefühl aufgrund unserer Bewertung. Dieses Gefühl veranlasst uns ggf. zu einer Handlung. Diese Handlung erzeugt eine Reaktion.

Wenn diese Reaktion ein weitere Gedanke ist, der in die gleiche Kerbe haut, wie der erste, dann sind wir auf einem guten Weg ins Gedankenkreisen.

Viele Menschen können heute nicht mehr richtig „abschalten“ und versuchen nun vehement, diese Fähigkeit wieder zu lernen – ja gar zu erzwingen. Auch hier bietet unsere Konsumgesellschaft allerhand käufliche Lösungen, die situativ Linderung versprechen.
Der Yogakurs um die Ecke, Entspannungsmusik auf die Ohren oder einfach in den neuesten Blockbuster eintauchen und schon sind die Sorgen für einen Moment vergessen.

„Ich denke und ich darf sein.“

Was wäre aber nun, wenn ich mit meinen Gedanken anders umgehe – sie nicht unterdrücke oder aktiv versuche, sie zu vermeiden?
Wenn ich Gedanken als das ansehe was sie sind – nämlich nur Gedanken – nur eine Stimme in meinem Kopf. Nur ein Teil von mir – nur einer von vielen?

Stell Dir mal folgende Frage:

Gab es schon einmal einen Gedanken in Deinem Leben, den Du Deinem Verstand gelaubt hast und der sich hinterher als unwahr herausgestellt hat? 

Ich denke, diese Frage kann jeder mit „Ja“ beantworten.

Wenn wir uns nun vorstelllen, unser Verstand, wäre eine Person in uns und wir können dieser Person einen Namen geben – beispielsweise Bob. Und alle Gedanken die in uns auftauchen, stammen nun von Bob. Ich höre alles, was Bob zu mir sagt. Und ich kann Bob nicht das Wort verbieten.
Aber vielleicht kann ich selbst darüber entscheiden, wann ich Bob aktiv zuhören möchte, oder wann er einfach „redet“ wie manchmal das Radio im Hintergrund, wenn ich mich wichtigen Tätigkeiten widme und gar nicht mehr mitbekomme, was da im Hintergrund so alles durchrauscht.

Es gibt die richtigen Zeiten, um sich aktiv mit Bob auseinanderzusetzen. Und es gibt Zeiten, in denen es wichtiger ist, sich auf andere Dinge zu konzentrieren, als Grübeln und Nachdenken.

Wenn Du bemerkst, dass Du nicht Bob bist, hast Du die wichtigste Erkenntnis auf Deinem Weg, mit Gedankenkreisen umzugehen, erlangt.
Der Rest ist einfach nur Übung und Training. Denn mit Übung werden wir Menschen immer besser.

Wie Du konkret üben kannst und welche Metaphern Dir dabei vielleicht nützlich sein können, verrate ich Dir in einem der nächsten Beiträge.